Andreas Hetmanek und Christoph Lutz im Gespräch: Motivation und Haltung beim Heldenreise leiten

Verfasst von am 12. Juli 2023 in Allgemein

Heldenweg-Heldenreiseleiter Andreas Hetmanek und Christoph Lutz

Andreas Hetmanek interviewt Christoph Lutz

A: Was macht für Dich den Reiz aus eine Heldenreise zu leiten?

C: Ich will mal mit einer Geschichte darauf antworten: Ein Bekannter von mir, ein erfahrener Seminarleiter, der schon sehr lange auch Heldenreisen leitet, hat einmal zu mir gesagt: eigentlich brauchst du nicht viel dafür, aber ein bisschen was musst du schon können: du musst Dich mit Musik auskennen, du musst vor Leuten reden können, du musst eine Gruppe begeistern können, du musst sie führen können, … und sonst musst du einfach ein bisschen still halten können, ruhig sein können und nicht immer nur nach vorne preschen. Und dann habe ich überlegt: eigentlich kann ich das. Und dann habe ich entschlossen, das zu werden.

A: Was macht das Besondere an der Heldenreise aus?

C: Die Frage kann ich nur mit meiner eigenen Erfahrung beantworten. Es ist etwas, das mir auf meinem Weg gefehlt hat, der schon lange vor meiner Heldenreise angefangen hat, der Weg meiner beruflichen Entwicklung. Es hat mir immer ein Vertrauen gefehlt. Ein Vertrauen darauf, dass es schon wird. Auf meiner eigenen Heldenreise habe ich genau dieses Vertrauen gefunden. Da habe ich gemerkt, wow, ich muss nur da sein und es tut sich. Und ich kann es gar nicht aufhalten. Es ist einfach da, weil ich da bin und mich drauf einlasse. Und ich kann mich noch so wehren, es wird sich tun. Dieses Vertrauen ist für mich das besondere an der Heldenreise. Ich habe das nur da gefunden und seitdem blüht das in mir.

A: Du bist ja Heilpraktiker und deine Methode mit der du arbeitest ist die Alexandertechnik (ATL). Wie kannst Du das einbringen, wie passt das für Dich zusammen?

C: Als ATL ist genau die Grundhaltung dem Menschen gegenüber, dass Veränderung nur aus ihm selbst heraus geschehen kann, und das ist genau die Grundhaltung, die man braucht um ein guter Heldenreisenleiter zu sein. Da gehört viel Mut dazu, sich in das Ungewisse vorzuwagen, sich auf das Unsichere einzulassen und im Unsicheren irgendwie sicher zu sein. Das ist einer der Hauptpunkte, warum ich auch ATL bin. Weil es mich fasziniert, dass Menschen sich dann verändern, wenn sie für einen Moment Stopp sagen und aus ihrem gewohnten Tritt aussteigen. Und erstmal muss man nicht wissen wohin. Aber man braucht jemanden, der dir irgendwie das Vertrauen gibt, dass es irgendwohin führt. Und das tut es auf der Heldenreise ja immer. Das ist schön zu sehen.

A: AT hat ja viel damit zu tun, Gewohntes anders zu machen. Auf der HR geht es ja auch immer wieder darum Dinge zu tun, die nicht gewohnt sind. Wie passt das für dich zusammen? Wo ist der Reiz?

C: Es ist absolut unerheblich, ob du dich in deinem Alltag befindest und die Entscheidung triffst „Ich tu es nicht auf die gewohnte Weise“ oder ob du dich in einem völlig anderen Kontext befindest. Da ist vielleicht die Hemmschwelle sogar niedriger, mal was Neues auszuprobieren. Darum ist die HR als Seminar auch so wertvoll. Du bist in einer Art klinischem Versuch; Du hast hier eine Gruppe und einen sicheren Ort, wo du dich eine Woche lang auch ein Stück weit ausprobieren kannst und vielleicht ist dadurch die Hemmschwelle auch niedriger, wirklich was Neues auszuprobieren. Letztlich hoffe ich aber, dass die Leute aus der HR heraus den Mut mitnehmen auch im Alltag mal einen Schritt neben die Spur zu gehen und zu spüren, wie es ist, wenn man sich nicht auf die innere gewohnte Art und Weise zurückzieht, sondern es auf eine günstigere Art tut.

A: Was macht es mit Dir? Mit Deinem Leben, wenn Du Menschen immer wieder auf dem Weg der HR begleiten kannst?

C: Wenn ich diese Frage hören, dann kommt bei mir erstmal viel Fülle bei mir an. Das fühlt sich sehr satt an. Es bereichert mein Leben sehr. Es lässt mich immer wieder erschaudern, wie Menschen sich aus sich heraus – ohne dass wir Begleiter da einen Rat oder Tipp geben, Kräfte entfalten, die zu immer wieder ergreifenden Veränderungen führen. Es ist immer wieder berührend zu sehen, was mit Menschen in einer Woche passieren kann. Da schaudert es mich kalt den Rücken herunter, wenn ich daran denke, was mit Menschen passiert, die man ja am Anfang gar nicht kennt, die aus ganz unterschiedlichen Kontexten zusammenkommen und nach einer Woche erkennt man sie nicht wieder. Und das kommt alles einfach aus ihnen heraus. Da bin ich einfach sehr dankbar, dass ich da dabei sein darf, dass ich das erleben darf, ja dass ich auch ein Stück weit lernen darf wie kreativ Veränderung eigentlich passiert.

 

Christoph Lutz interviewt Andreas Hetmanek

C: Was mich eigentlich am meisten interessiert ist: was begeistert dich an der Heldenreise?

A: Die Vielfalt. Die Vielfalt, die man in sich selber entdecken kann und die Vielfalt an Dingen, die man kennenlernen kann – an sich und an und in anderen Menschen. Die Erfahrungen liegen auf verschiedenen Ebenen. Aber das Leben wird bunt, vielfältig und ganz anders als der Alltag während und nach einer HR.

C: Wo sagst du ist der Moment, der dich als Mensch und natürlich auch als Wissenschaftler und als Psychologe und als Somatic Experience (SE) Anwender, der dich die HR leiten lässt.

A: Was mich an der HR total fasziniert. Aus der Perspektive der Wissenschaft, wo ich vorher war, hat mich immer schon die phänomenale Erlebnisperspektive am Meisten fasziniert… und die Schwierigkeit, das als Wissenschaftler einzufangen, was das Erleben so besonders und einzigartig macht. Und dann wie ich selbst meine HR gemacht habe, ist da für mich so viel von Psychodynamik und eben diesem inneren Erleben und dieser Vielfalt an dem, was man innen plötzlich erleben kann, mir so bewusst geworden. Wie die Grenze ist, das von außen zu sehen, was innen erlebt werden kann; weil da plötzlich Welten aufgehen, Kreativität, Phantasie und vieles mehr zum Vorschein kommt, ganz neue Aspekte von mir selbst sichtbar werden. Wenn man sich darauf einlässt, nicht immer die gewohnten Pfade zu gehen, sondern eine neue Erfahrung zu machen. Dann wird die Erfahrung plötzlich zu dem Wesentlichsten überhaupt. Es ist komplett egal, wie man aussieht oder was die anderen über einen sagen oder wie sie einen sehen. Sondern das was ich erlebe in dem Moment, das wird plötzlich zum Zentrum des Universums. Das finde ich faszinierend. Das ist unglaublich, was dadurch an Veränderung möglich wird.

C: Du sprichst von Veränderung und du hast ja einen Hintergrund in Traumaarbeit. Es interessiert mich, wie du in deiner Methode als Somatic Experience Practitioner (SEP), wo es viel um Achtsamkeit „was passiert bei mir?“ und so weiter geht, wie würdest du das mit dem ja doch recht straffen Ablauf bei der HR, der sich ja doch recht streng dem Prinzip des Monomythos folgt folgt: wie bringst du das zusammen?

A: Das ist immer wieder eine Herausforderung. Einerseits in dem vorgegebenen Rahmen zu bleiben und gleichzeitig so viel Raum wie möglich zu geben. Bei SE orientierter Begleitung geht es immer darum Räume behutsam auszuweiten. Das ist immer wieder eine Herausforderung und vor allem eine Haltungsfrage im Anleiten, ob ich immer genug Raum geben und halten kann, dass es auch langsam passieren kann, dass es von innen heraus passieren kann, oder ob ich die ganze Zeit irgendetwas mache. Das ist einerseits eine Gratwanderung und das ist aber auch das Spannendende, dass die HR die Möglichkeit gibt immer wieder die Räume, die Zeit zu lassen, dass das Feine von innen spürbar werden kann. Und dann den Raum hat auch in größere Gesten zu machen. Also nicht immer im Kleinen Behutsamen bleiben muss sondern auch mal groß werden kann … und dann wird man wieder kleiner und dann wieder ausgedehnter und durch dieses Hin und Her entsteht eine große Chance, sich selber neu zu entdecken und Grenzen, die vielleicht vorher da waren oder Muster, die vorher da waren, einfach zu verändern.

C: Was ist, wenn du von jetzt zurückblickst, deine essentielle Erfahrung, die Du durch deine Heldenreise / das kennenlernen dieses Heldenwegs mitgenommen hast?

A: Für mich ganz wesentlich ist gewesen, nichts tun zu müssen. Sondern wenn ich mich auf den Prozess einlasse, wenn ich mich einlasse auf das was um mich herum passiert und wenn ich mich auf mich selbst einlasse auf das was in meinem Körper da ist auf das, was in meinem Potenzial schlummert sozusagen, dann passieren die Dinge, die nötig sind. Wenn ich immer versuche zu machen, versuche ich immer auch irgendwie in der Kontrolle zu bleiben, und damit versperre ich mir ganz viele Wege, die möglich werden, wenn ich ES geschehen lasse. Und hier ist auch genau die Nähe zum SE. Nichts tun sondern (den Körper) das machen lassen, was nötig ist – wenn der Rahmen dafür sicher genug ist und alles soweit vorbereitet ist, dass ich es ohne Angst geschehen lassen kann. Meine persönliche Schlüsselerfahrung habe ich für mich immer wieder auf den Satz zusammengefasst: Das Einzige was ich tun muss, ist weiter zu atmen. Das darf ich nicht aufhören. Aber alles andere passiert dann. Das war die Schlüsselerfahrung. Zu merken, wenn ich aufhöre zu machen, dann passieren die Dinge.

C: Das berührt mich sehr. Hast du das auch für Dein Leben / in Deinem Leben etablieren können/dürfen?

A: Es gibt so viele Kleinigkeiten, die auf der HR grundgelegt wurden, die bis in den Arbeitsalltag an der Uni, in den Umgang mit Kollegen, mit denen man keine besondere persönliche Beziehung hat, kommen immer wieder so Anregungen, die auf die HR zurückgehen, kommen. Wo ich dann denke ja stimmt könnte ich mal machen. Hier will ich jetzt nicht zu viel Konkretes verraten. Aber für mich ist das bis in meine ehe rein, bis in den Umgang mit meinen Kindern, bis dahin, dass sich mein Lebensweg einfach sehr anders entwickelt hat als es zu dem Moment vor der HR ausgesehen hat. Es ist wirklich in allen Schichten oder Ebenen spürbar, dass sich da etwas ganz grundlegend verändert hat.

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